Kammermusik der Romantik auf Originalinstrumenten
Mit freundlicher Unterstützung vom
Landschaftsverband Westfalen-Lippe
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Die Gründung des ersten lippischen Hautboistenkorps im Jahre 1803 durch Fürstin Pauline (1769-1820) markierte den Beginn des professionellen Musikertums in Detmold. Es bestand aus 8 sogenannten Hautboisten, deren Hauptinstrumente Klarinette, Horn, Fagott und Oboe waren, die aber alle auch mindestens ein Streichinstrument spielen können mussten. Die Musik für eine solche Besetzung zu arrangieren, war nicht nur üblich, sondern wurde sogar von den Musikdirektoren erwartet. Zur Eröffnung des Schauspielhauses im Jahr 1825 wurde Mozarts "La Clemenza di Tito" mit 16 Hautboisten aufgeführt, ergänzt durch den "Stadtmusiker" und seine Gesellen. Ein Jahr später wurde Albert Lortzing als Sänger und Schauspieler an das Detmolder Hoftheater engagiert (1826-1833). Er trat in rund 100 musikalischen und 200 schauspielerischen Rollen auf und komponierte außerdem Musik für Theaterstücke, darunter Christian Dietrich Grabbes "Don Juan und Faust". Seine großen Opern waren noch nicht geschrieben, in der Zwischenzeit nahm er Instrumentationsunterricht beim Detmolder Hautboisten (später Musikmeister) Johann Anton Dassel.1831 schrieb er das Konzertstück für Horn und Orchester für seinen Freund und Logenbruder August Räuber, der 1828 als Solohornist aus Köln nach Detmold kam. Zusammen mit dem am 09.10.1820 in Köln komponierten Werk für Klappenhorn sind
dies die einzigen erhaltenen Werke Lortzings, die für ein Soloinstrument geschrieben wurden. Das Thema, komponiert von Jakob Haibel für sein Ballet "Le nozze disturbate“, das 1795 in Wien uraufgeführt wurde, scheint so beliebt gewesen zu sein, dass sogar Ludwig van Beethoven es in seinen 12 Variationen über das "Menuett à la Viganò" für Klavier verwendet hat. Hier wird es viermal streng im Mozart'schen Stil variiert, der auch das Vorbild für die konzertante Einleitung, die Zwischenspiele
und die Orchestrierung sein dürfte. Aufgenommen wurde im Ahnensaal des Detmolder Schlosses, nur wenige 100 Meter entfernt vom Detmolder Landestheater und dem am Theaterplatz angebrachten Lortzing-Denkmal. Wer genau hinhört, kann sogar das Wummern des Auto-Scooters der gleichzeitig laufenden Sommer-Kirmes wahrnehmen.
Verwendetes Instrument:
Klappenhorn in B mit sieben Klappen, Carl Ernst Eschenbach (1827-1915) Bautzen. Interessant ist, dass dieses Horn in der Grundstimmung D ist, das Stück aber in B. Also musste es mit Hilfe der sogenannten "Schweineschwänzchen" verlängert werden, was dazu geführt hat, dass das Horn sein eingestrichenes F eingebüßt hat. Als hätte es Meister Lortzing damals
schon geahnt, kommt dieses F, ganz im Gegensatz zu allen anderen Tönen, im ganzen Stück nur fünf Mal vor. Ich habe versucht, es zu "faken", ganz wie die Ghost-Noten beim Jazz. Zu hören ist das besonders in der zweiten Variation, in
der sich gleich vier der fünf Fs verstecken.
Der Musikinstrumentenbau in der Familie Eschenbach reicht bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück, als die Söhne des Tischlers und Saitenmachers Johann Gottfried (1698-1781) das Handwerk des Blasinstrumentenbaus erlernten und an die nächsten Generationen weitergaben. Gustav Adolf war ein Halbbruder von Carl Ernst, bei dem er dann auch in die Lehre ging und als Geselle arbeitete. Danach zog er nach Berlin, wo er große Aufträge für die Post, das Militär und die Polizei erhielt. Seine Söhne Ernst und Fritz arbeiteten als Restauratoren am Berliner Musikinstrumentenmuseum. Carl Ernst war zusammen mit einem weiteren Bruder, Carl August (1821-1898), bei seinem Vater in die Lehre gegangen. Es gibt nur sehr wenige Klappenhörner dieses Typs, der als "Dresdner Modell" bekannt ist. (Ein fast Identisches wurde von seinem Bruder Carl August in Dresden gebaut).
Der Sänger und Gesangslehrer Schäffer hatte mit seinen Kompositionen, meistens für Männerchor, vor allem in Norddeutschland großen Erfolg. Der Text wurde bereits 1835 von Otto Friedrich Gruppe (1804-1876) geschrieben.
In der Mitte der Komposition ist das Signal "Personenposten" aus den preußischen Postsignalen versteckt.
Im Walde rollt der Wagen
Bei tiefer stiller Nacht;
Die Passagiere schlafen,
Der Postillion fährt sacht.
Bei'm Försterhaus im Walde
Was bläst der Postillion?
Die Passagiere erwachen
Und meinen, es wäre Station.
Er bläst so sanfte Lieder
Zum Fenster klar empor,
Es hallt der Wald sie wieder,
Und kommt der Mond hervor.
Ja scheine Mond in's Fenster
Des Liebchens hold herein:
Da zieht durch ihre Träume
Posthorn und Mondenschein.
Das Berliner Pumpenventil ist eine frühe Form der Ventile, das von Heinrich Stölzel (1777-1844) 1827 und unabhängig von ihm von Wilhelm
Wieprecht (1802-1872) 1833 entwickelt wurde. 1838 wurde Wieprecht Direktor aller Musikkapellen des Gardekorps. Er reformierte die gesamte preußische Militärmusik, insbesondere in Bezug auf die Instrumentierung. Der Höhepunkt seiner musikalischen Karriere war der Wettbewerb für Militärkapellen auf der Weltausstellung in Paris 1867. Vor einer Jury, bestehend aus Ambroise Thomas, Hans von Bülow, Félicien David und Léo Delibes, wetteiferten die berühmtesten Militärkapellen aus ganz Europa um die Ehre. Als Prüfungsstück musste die Ouvertüre zu „Oberon“ von Carl Maria von Weber aufgeführt werden. Er und seine vereinigten Kapellen (2. Garderegiment und Kaiser-Franz-Grenadier-Regiment) spielten außerdem noch eine Fantasie aus der Oper „Der
Prophet“ von Giacomo Meyerbeer und wurden einstimmig mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Zwei berühmte Kornett-Solisten spielten in diesen Militärkapellen, Julius Kosleck von 1843-1853 und später Theodor Hoch, der auch den Preis als bester Solist in Paris erhielt.
Verwendetes Instrument: Posthorn in As mit Berliner Pumpenventilen
Weber 1821-ca.1862 & Rossberg Zittau / Sachsen.
Koenig kam in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach England, wo er als Kornett-Solist berühmt wurde. Er war auch im Bereich der Entwicklung und des Baus von Instrumenten (Pask & Koenig) und als Komponist tätig. Koenig spielte ab 1840 im
Drury Lane Orchestra in London. Danach folgte er dem bekannten französischen Komponisten und Dirigenten Louis Jullien
nach Amerika. Nach seiner Rückkehr nach Europa im Jahr 1854 arbeitete er mit Antoine Courtois an der Entwicklung des
Koenig-Horns und zweier verschiedener Kornettmodelle. Von den relativ wenigen Kompositionen, die Hermann Koenig uns hinterlassen hat, ist sein "Posthorn Gallop", in dem er den englischen "Coach-Horn-Call" verwendet, die bekannteste. Koenig
selbst war der Solist bei der Uraufführung im Covent Garden 1844. Bemerkenswert ist seine Einstellung zum Posthorn: Er bevorzugte eindeutig den Klang des deutschen Posthorns, riet aber seinen Schülern, auf dem kleineren englischen Posthorn
zu üben, da dies den Ansatz und die technische Beweglichkeit verbessere.
Verwendetes Instrument: Coach-Horn in As
aus dem Besitz eines Hornisten des 45. Artillerieregiments.
Die Brüder Friedrich und Ernst Sachse gehörten zu den besten deutschen Trompetern des 19. Jahrhunderts. Ernst war großherzoglicher Kammermusiker und Stabstrompeter in Weimar und spielte u.a. unter Johann
Nepomuk Hummel und Franz Liszt. Hector Berlioz schrieb 1844 über ihn "... die Ventiltrompete ist ausgezeichnet. Der Künstler heißt Sachse, wie sein Rivale in Hannover, ich weiß nicht, welchem von beiden ich die Palme geben soll". Um 1840 komponierte er zwei Werke für die Ventiltrompete, die er kurz darauf aufführte, darunter das Concertino für Trompete in D und Orchester. Dabei handelt es sich nicht um eine tiefe Trompete in D, wie es üblich war in dieser Zeit, sondern um die hohe Version, die sehr ähnlich klingt wie das hier verwendete Kornett in Es. Anders als in Großbritannien waren die Es-Kornetts in Deutschland Melodieinstrumente und nicht für Klangfarben und Effekte zuständig. Sachse schrieb auch Etüden, von denen 7 in der Kornettschule von Wilhelm Wurm zu finden sind. Er war der Lehrer von Ferdinand Weinschenk, der wiederum die berühmten Kornett-Solisten Eduard Seifert (Solotrompeter in Dresden) und Oskar Böhme, der ihm sein Trompetenkonzert widmete, am Leipziger Konservatorium ausbildete.
Verwendete Instrumente:
Kornett in Es und Kornett in B, Leopold Mitsching (1865-1922) Elberfeld,
ab 1911 Hoflieferant des Fürsten zur Lippe. Das Es-Kornett, auch Sopran-
Kornett genannt, gehörte zum 2. Westfälischen Husarenregiment Nr.11.
1906 erhielt das Regiment den Spitznamen Krefelder "Tanz-Husaren",
nachdem es von Düsseldorf nach Krefeld verlegt worden war. Während
eines Besuchs von Kaiser Wilhelm II. in Krefeld beklagten sich die
Ehrendamen der Krefelder Oberschicht, dass es in ihrer Stadt keine Tänzer
gäbe. Der Kaiser versprach Abhilfe zu schaffen. Am 2. April 1906 führte
der Kaiser persönlich das Regiment zu Pferd nach Krefeld und übergab es
mit den Worten: "Ich habe die Garnison in die Stadt und die Tänzer zu den
Damen gebracht".
Der Kaiser auf dem Weg nach Krefeld, 02. April 1906
Wilhelm Wurm wurde am 25. September 1826 in Braunschweig geboren. Sein Vater, Militärkapellmeister der " Schwarzen Husaren", war auch sein erster Lehrer auf einem Instrument, dessen Beliebtheit in Europa zu dieserZeit ungewöhnlich schnell zunahm: Wilhelm wurde ein Kornettvirtuose von europäischem Format. Ludwig Maurer, der Musikinspektor der russischen kaiserlichen Theater, holte ihn 1847 nach St.Petersburg. Russlands Herrscher Alexander III. hatte sich von klein auf für das Kornett begeistert. In der Zeit, in der der Zar aufwuchs und regierte, wurde St. Petersburg zum Mekka für europäische Blechbläser. Wurm, der zunächst (1861-1868) Musiklehrer des hochgeborenen Zöglings und dann (1875-1885) Leiter seines Amateurblasorchesters wurde, nahm unter ihnen einen besonderen Ehrenplatz ein. 1862 wurde ihm der Titel eines „Solisten SeinerKaiserlichen Hoheit“ verliehen, und zwischen 1865 und 1884 erhielt er wiederholt russische, preußische und schwedische Orden. 1873 lernte Wurm die Kornettlegende Jean Baptiste Arban (1825-1889 ) kennen. Die beiden wurden sehr gute Freunde und Arban widmete Wurm eines seiner besten Stücke, "Caprice und Variationen"; „A mon excellent ami et celebre collegue... "Er hinterließ eine große Anzahl von Märschen, Etüden, eine Schule für Kornett, in der er auch Übungen von Ernst Sachse und anderen verwendete, sowie Transkriptionen für Kornett und Klavier von damals beliebten Romanzen und Opernarien.
Ich erinnere mich,
wie tief mein Blick
Wie ein Strahl die Haine und die Wälder durchdrang,
Und auch die Steppe umarmte er weit und breit.
Ihr, die scharfen Augen, ihr
seid auch erloschen.
Ich habe euch ausgesehen.
Ich habe euch in schlaflosen Nächten ausgeweint,
Ich habe euch in
Erwartung der Maid der Liebe ausgesehen.
Ich habe euch in schlaflosen
Nächten ausgeweint,
Ich habe euch in schlaflosen Nächten ausgeweint,
In schlaflosen Nächten...
выглядел ist ein sehr schönes und altes russisches Wort und bedeutet: (Vergebliches)Warten auf Jemanden, erwartungsvoll in die Ferne blickend,
hier mit „Augen ausgesehen“ übersetzt.
Verwendetes Instrument:
Cornet in As Julius Heinrich Zimmermann 1851-1923 Leipzig,
Mundstück von Antoine Courtois, Model Arban.
(Wurm benutzte Courtois Mundstücke und war gut befreundet mit Jean Baptiste Arban).
Nach seiner Ausbildung in Berlin ging Zimmermann 1876 nach St. Petersburg, wo er 1880 eine Fabrik für Blechblasinstrumente gründete und das Markenzeichen "J.H.Z." eintragen ließ. Die Werkstatt, die unter anderem die französische Luxusmarke Courtois vertrat, war Anlaufstelle für Oskar Böhme, der ein Courtois-Cornet spielte und viele seiner Kompositionen im Zimmermann Verlag veröffentlichte. Willy Brandt spielte ein Zimmermann-Kornett, das heute noch im Trompetenmuseum in Bad Säckingen zu bewundern ist. Es folgten Niederlassungen in Leipzig, Moskau, Riga und London. Ab 1901 war Zimmermann Lieferant von Blasinstrumenten für den Zarenhof und exklusiv für die russische Armee. 1886 kehrte er nach Deutschland zurück und ließ sich in Leipzig nieder, wo er den neuen Sitz seines Unternehmens gründete, zu dem auch der Zimmermann Musikverlag gehörte. Ab 1893 nahm das Unternehmen regelmäßig an Weltausstellungen teil und gewann zahlreiche Goldmedaillen für seine Instrumente. Für seine Leistungen wurde Julius Heinrich Zimmermann mit dem kaiserlich-königlich-russischen Orden des Heiligen Stanislaus ausgezeichnet. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde das Unternehmen in Russland als feindliches Eigentum betrachtet und 1919 verstaatlicht. Die Fabrik wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wiedergegründet und existiert nach der Privatisierung 1991 noch heute unter dem Namen "St. Petersburger Fabrik für Blasinstrumente".
Als Kornettist in einer Militärkapelle schrieb Wilhelm Böhme, der Vater von
Oskar Böhme, während des Vormarsches auf Frankreich diese Konzertpolka,
die damals berühmt war und oft gespielt wurde. Die verwendete Ausgabe ist die
6. Auflage und stammt aus dem Jahre 1889. Die Angabe, dass das Stück auch
für Salonorchester erhältlich war, hat uns auf die Idee gebracht eine Violine
hinzuzufügen und die Polka einen halben Ton tiefer nach D-Dur zu transponieren.
Verwendetes Instrument: Kreuzkornett in A Franz Schediwy
1851-1933 Ludwigsburg Ende des 19. Jahrhunderts.
Instrument des 5. Garderegiments zu Fuß 1904.
F. Schediwy INSTRUMENTENFABRIK LUDWIGSBURG
Königlicher Hoflieferant Generalvertreter Forster & Grossheim
Berlin D.R. Patent. 5. G.R. z. F. 1904.
Verwendetes Instrument:
Kornett in C " Berliner Modell "
Ernst Leberecht (Albrecht) Paulus 1839-um 1903 Berlin
Paulus kam 1857 nach Berlin und arbeitete für Julius Lemcke, bevor er 1866
dessen Geschäft übernahm. Seit 1874 belieferte er auch die Berliner
Hofkapelle, in der Julius Kosleck spielte, mit Waldhörnern, Trompeten und
Kornetten. 1878 baute Paulus für Kosleck ein Kornett, das heute im
Musikinstrumenten-Museum in Berlin zu sehen ist. Die Gravur oberhalb des
Zierkranzes lautet " Dem Königlichen Kammermusiker Kosleck am 18. Februar
1878 ". Am 24.02.1880 wurde er zum Hofinstrumentenmacher ernannt. Er
vergrößerte seine Werkstatt, da er Großaufträge von insgesamt 23 Regimentern
erhielt. 1903 wurde sein Geschäft von Arthur Sprinz (1878-1939) weitergeführt.
Dies ist eine der am häufigsten gestellten Fragen zu meiner Sammlung
historischer Blechblasinstrumente in der ehemaligen
Postkutschenpferdewechselstation zu Bentrup.
Man kann, und so habe ich ein Programm zusammengestellt, das sich mit
der Entwicklung des Kornetts in Deutschland, mit Herstellern, Solisten
und Komponisten beschäftigt.
Warum also historische Instrumente und nicht die viel weiter entwickelten
und sicherlich leichter zu spielenden modernen Nachfolger? Ganz einfach;
jedes der hier benutzten 25 Instrumente hat einen ganz eigenen Charakter,
und zusammen mit den historischen Klavieren von Blüthner (1862) und
Bechstein (1900) und dem Orchester, das auf historischen Instrumenten
oder deren Nachbauten spielt, ist es für uns eine große Freude und auch
eine musikalische Herausforderung, zu versuchen herauszufinden, wie es
wohl damals geklungen haben mag.
Die ersten Metallhörner wurden Anfang des 15. Jahrhunderts hergestellt. Seit der Einführung der Postkutsche im 17.Jahrhundert trugen die Postillione ein
solches Horn, um die Abfahrt und Ankunft der Post anzukündigen, sicherlich auch in Bentrup. Allerdings beschränkten sich die Postsignale auf die sogenannte Naturtonreihe. Ein Meister seines Fachs konnte um die 13 verschiedene Töne erzeugen, von denen etwa 9 realistisch nutzbar waren.vGegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde mit Klappen experimentiert, um den Tonumfang zu erweitern, und 1810 erhielt der Ire Joseph Halliday ein Patent für ein Klappenhorn mit 5 Klappen, die an ein Posthorn angebracht wurden. Es war nun möglich, fast alle Töne zu spielen, wenn auch mit klanglichen Mängeln, die durch das Öffnen der Klappen verursacht wurden. Auch die Handhabung war schwierig, unter anderem, weil man im Gegensatz zur Klappentrompete beide Hände zum Spielen brauchte. Die Erfindung der Ventile durch Heinrich Stölzel und Friedrich Blühmel um 1814 war bahnbrechend und ein Wendepunkt für
Blechbläser; das Patent wurde am 12. April 1818 für 10 Jahre angemeldet. In den folgenden 100 Jahren entwickelte sich die Musik für diese Instrumente aus Volksmusikadaptionen, Bearbeitungen bekannter Opernarien und Ouvertüren bis hin zu Originalkompositionen und hochvirtuosen Solostücken.
Postkutschenpferdewechselstation
in Bentrup um1900
Im 19. Jahrhundert erlebte die Herstellung von Blechblasinstrumenten in Meisterwerkstätten und später in Fabriken einen wahren Boom. Leider wurde das Kornett dann in Deutschland Anfang der 1920er Jahre von der Trompete
verdrängt, anders als z. B. in Großbritannien, wo es dank der Brass Bands immer sehr beliebt geblieben ist, oder in Frankreich, wo es noch heute an den Konservatorien gelehrt wird. Die vorliegende CD gibt einen Einblick in die
Vielfalt und den Erfindungsreichtum, mit dem die Kornettfamilie immer wieder erweitert wurde, mit besonderem Augenmerk auf Deutschland, ein Thema, das bisher kaum Beachtung gefunden hat. Kornetts waren damals nicht nur, wie heute üblich, in B gestimmt. Es kommen auch Kornetts in C, in Es, in A und in As zum Einsatz, ganz so, wie es im 19. Jahrhundert üblich war. Die Orchesterstimmung lag damals bei A=430 Hertz, der Blüthner-Flügel von 1862 ist in A=432 Hertz und der Bechstein-Flügel von 1900 in A=440 gestimmt.
Frauke Pöhl, Johanneke Haverkate , Anna Scherzer, Jörg Buschhaus, Nicole Inoue, Klaus Bona, Violine
Ulrike Jacoby, Indre Zelenyte, Viola / Martin Fritz Cello / Hermann Hickethier Bass
Brian Berryman Flöte / Christopher Woods Klarinette / Helen Barsby und Rüdiger Meyer Naturtrompete
Anton Koch Naturhorn in B / Vincent Levesque Naturhorn in F / Thomas Lück Ophikleide
Dem Hauptsignal sind zwei kurze Signale angefügt, von denen das erste die
Anzahl der Pferde angibt (in diesem Fall 2) und das zweite die Anzahl der
Wagen (hier 1). Im Jahr 1828 wurden die bis dahin frei improvisierten Postsignale vereinheitlicht und ab da "Preußische Posthornsignale" genannt.
Daraus wurden dann 1871 die "Signale der deutschen Reichspost".
Verwendetes Instrument:
Vierwindiges Posthorn in Es,
Gustav Adolf Eschenbach 1843-1927 Berlin.
Kosleck wurde im Alter von acht Jahren an die Militärmusikschule
Annaberggeschickt und zum Trompeter ausgebildet. Von 1853-1863 war
er als Militärmusiker im Musikkorps des 2. Garde-Regiments zu Fuß in
Berlin. Von 1863-1893 war er Mitglied des Königlichen Orchesters, von
1873 bis 1903 unterrichtete er Trompete und Posaune an der Königlichen
Akademie der Musik in Berlin. Als Kornettvirtuose konzertierte er in
Deutschland, England, Russland und den USA. Kosleck gründete 1870
das Kaiser-Cornet-Quartett mit Sopran-Kornett in B, Alt-Kornett in B,
Tenor-Kornett in Es und Bass-Kornett. Es wurde zu einem der
berühmtesten und erfolgreichsten Ensembles seiner Zeit,
tourte durch ganz Europa, nahm 1872 am " World's Peace Jubilee and
International Musical Festival " in den USA teil und spielte für den Zaren
in Moskau. Im Jahr 1890 erweiterte Kosleck es zum Patriotischen
Bläserbund in großer Blechbläser-Besetzung, für die Richard Strauss
"Feierlicher Einzug der Ritter des Johanniterordens" komponierte.
Kosleck war ein Spezialist für die hohen Trompeten-Parts von Bach und
Händel, die er auf einer 2-ventiligen, geraden Trompete in A ohne
Windungen und Bögen beherrschte. Am 28. September 1884 spielte er
Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe an der 1. Trompete in Eisenach
unter Joseph Joachim, 1885 in der Londoner Royal Albert Hall zu Bachs
200. Geburtstag und 1888 in Wien unter Hans Richter. Er interessierte
sich sehr für die Musik der alten Trompeterzunft und gilt als Urheber der falschen Bezeichnung "Bachtrompete", nicht bedenkend, dass es zu Bachs Zeiten noch keine Ventile gab, doch gilt er nicht zu Unrecht als Wegbereiter der modernen Piccolotrompete. Im Jahr 2008 gab es einen sensationellen Fund; eine vom Berliner Verleger Eduard Anecke 1896
herausgegebene Sammlung mit insgesamt 57 Stücken in der Besetzung von 4 Trompeten und Pauken bis hin zu seiner
großen Blechbläserbesetzung. " Trompeten Musik : Aufzuege, Fanfaren, Maersche; der heroisch ritterlichen Trompeter u. Paukerkunst " Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II.in tiefster Ehrfurcht gewidmet von J. Kosleck. Königlicher Professor und
Lehrer an der Königlichen Hochschule für Musik. (Mehr Musik von ihm gibt es auf Helen Barsbys CD "Auf den Spuren
Julius Koslecks" zu hören).
Der Sohn des Stadtmusikdirektors von Pritzerbe im Westhavelland trat 1878 in das Spandauer Regiment "Königin Elisabeth" ein, um Musik zu studieren und Kapellmeister zu werden. Nachdem er 1884 zum 76. Regiment nach Braunschweig wechselte, trat er im selben Jahr die Stelle des 1.Trompeters am dortigen herzoglichen Hoftheater an. Ab 1891 war er bei der Preußischen Hofkapelle in Berlin, ab 1901 als 1.Trompeter. 1903 berief ihn Joseph Joachim zum Nachfolger von Kosleck als Lehrer an die Königliche Akademische Hochschule für Musik. Höhne spielte auch im berühmten Kaiser-Kornett-Quartett an der Seite seines Kollegen Robert Königsberg. In einem Brief an Franz Schediwy aus dem Jahr 1895 bringt er seine Begeisterung für das von dem Meister gebaute Kornett zum Ausdruck, ebenso wie Königsberg 1898 über alle vier Instrumente des Quartetts. Höhne selbst war auch ein ausgezeichneter Solist. In einer Rezension im Badener Bade-Blatt heißt es: "Herr Höhne hat auch hier in vollem Maße den Beifall gefunden, der seine Auftritte in anderen Städten begleitete. Die außerordentliche Technik und die glänzende Virtuosität des Künstlers fanden allgemeinen Beifall, ebenso sein weicher und schöner Ton, der stets von durchsichtiger Klarheit und Reinheit ist ...". In dieser Polka werden einige dieser Fähigkeiten gefordert. (Ist darauf wohl der Name der Komposition zurückzuführen?). Es beginnt mit einer freien Kadenz, gefolgt von einem zarten Andante, dann folgt die Polka mit allem, was des Virtuosen Herz begehrt: Doppelzunge, Dreifachzunge und sogar Fünffachzunge, die beides kombiniert und zu dieser Zeit völlig einzigartig ist. Auch die sogenannte "lange Zunge" kommt hier zum Einsatz, eine Technik, von der Höhne sagt: Wer sie nicht beherrscht, kann kein Trompeter sein. Arpeggien und große Intervallsprünge sind ebenfalls zu beherrschen, wobei der Lippentriller vom Interpreten hinzugefügt wurde.
Verwendetes Instrument:
Kornett in B " Berliner Modell " Ferdinand Sydow Potsdam
Sydow führte die von Carl August Heiser 1824 gegründete Firma ab 1860
weiter und wurde 1890 zum Hofblasinstrumentenmacher ernannt.
Hartmann wurde in Auleben geboren. Er war Solo-Kornettist und Violinist bei den Preussischen Kürassieren in Köln. 1855 folgte er seinem Kapellmeister nach England, wo er sich der Crystal Palace Company anschloss. Er spielte dort Kornett, bis ihm die Position des Kapellmeisters der Tyrone Militia in Sheffield angeboten wurde. Es folgten verschiedene Anstellungen, unter anderem bei den Royal Sherwood Foresters, einer der besten Bands des Landes. Vier Jahre leitete er die 4th foot Guards auf
Korfu. Die 12th Lancers in Hounslow wandelte er von einer mittelmäßigen in eine professionelle Band um. Am Ende seiner Karriere komponierte und arrangierte er für britische Verlage . Facilita ist ein typisches, vor allem in Großbritannien noch heute gern gespieltes Solostück mit Einleitung, Kadenz, Thema und drei Variationen. Diese Ausgabe stammt aus einer russischen Sammlung, die auf Wilhelm Wurm zurückgeht. Das Besondere ist hier, dass der Herausgeber, Boris Taburetkin, Trompeter im Marinskij Opern- und Ballettorchester, ein Moll-Thema in romantischem Gestus zwischen die 2. und 3. Variation eingefügt hat.
Verwendetes Instrument:
Kreuzkornett in A, Franz Schediwy 1851-1933 Der in Böhmen geborene Schediwy ließ sich ab 1875 in Ludwigsburg nieder, nachdem er in Wien den Blechblasinstrumentenbau erlernt und anschließend Musik studiert hatte. Im Jahr 1892 wurde er
württembergischer Staatsbürger und erhielt den Titel eines königlichen Hoflieferanten. Im Jahr 1916 verlieh ihm Kaiser Wilhelm II. die "Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft am Bande des Friedrichsordens". Er stellte die gesamte Palette der Blechblasinstrumente her und unterhielt zudem eine Dependance in Berlin, die auch die preußische Armee und das Kaiserliche Kornettquartett mit Instrumenten versorgte. Für das sogenannte Kreuzkornett erhielt er am 4. September 1900 das Patent. Er hat 3 verschiedene Modelle dieses Typs gebaut, die alle auf dieser CD vertreten sind (Nr.6, Nr.10 und Nr.15). Die Anordnung der Ventile und Rohre optimierte den Luftstrom durch das Instrument, die Maschine war geschützter als zuvor und der seitlich angebrachte Hauptstimmzug ermöglichte einen sehr schnellen Intonationsausgleich.
Die " Nachbauten "
Das Schuster-Cornet
Modell "Courtois"
Das Original von Antoine Courtois
Verwendete Instrumente:
Intro, Kadenz und Thema: Cornet á Pistons in B, 1878 Antoine Courtois Paris, gegründet 1789
Variation I: Cornet á Pistons in B, Gebrüder Alexander Mainz, gegründet 1782
Variation II: Cornet á Pistons in B, Hermann Dölling Markneukirchen, nachgewiesen 1897
Thema in Moll Cornet á Pistons in B, Heinrich Moritz Schuster 1845-1913 Markneukirchen
Variation III: Cornet á Pistons in B, Bohland & Fuchs gegründet 1870
Das Cornet von Courtois wurde im 19.Jahrhundert sehr gerne von Solisten gespielt. Namhafte Virtuosen wie Hermann Koenig, Jean Baptiste Arban und Matthew Arbuckle arbeiteten mit der Firma
zusammen. In Deutschland wurden Courtois-Modelle von Wilhelm Wurm, Willy Brandt, Oskar Böhme und Hugo Türpe gespielt. Die obengenannten Hersteller und noch einige andere haben das " Model Courtois" oft und gerne (nach)gebaut.
Pietzsch studierte in Dresden und war von 1876 bis 1914 Trompeter des Städtischen Orchesters Düsseldorf. Er komponierte mehrere Lehrwerke und Solostücke für Kornett. Die „Fantasie und Variationen über ein
Originalthema“ von Carl Höhne sind ihm gewidmet. Das Scherzando aus seinen 24 Duetten schien uns geeignet, die beiden Kleinsten unserer Sammlung, sogenannte Taschenkornette, vorzustellen. Das eine ist 19, das andere 23 cm lang. Diese praktischen Reise- oder wie man (natürlich nur damals) sagte, „Frauenkornette“ waren sehr oft Sonderanfertigungen. Der formgenaue Koffer mit Platz für Mundstück und A Bogen und der eingravierte Name des Kornettisten weisen beim Schmidt Kornett darauf hin.
Verwendete Instrumente
Taschenkornett in B, Leopold Mitsching Ehrenfeld um 1900
Taschenkornett in B, Adolf Schmidt Berlin, gegründet 1876
Das Kornett von Schmidt ist mit einer Fadenmechanik
ausgerüstet, wie sie manchmal heute noch bei Waldhörnern
vorkommt. Diese Modelle waren fast
ausschließlich für den Export in die USA bestimmt
(Der Wechsel auf das Périnet-Ventil fand dort erst
gegen Ende des 19. Jahrhunderts statt). Dieses
kleine, in Deutschland verbliebene Trötchen ist
also in mehrfacher Hinsicht eine echte Ausnahme.
Hoch war Solo-Kornettist in der Kapelle der Kaiser-Franz-Grenadier-
Garde in Berlin. Bei der Weltausstellung in Paris am 21. Juli 1867
gewann Theodor Hoch den Preis als bester Solist. Ab 1875 spielte er
Solo-Kornett beim Vorläufer der Berliner Philharmoniker, dem Orchester
Benjamin Bilse. 1881 emigrierte er in die USA. Er soll C.G. Conn, dem
berühmten Hersteller von Kornetten, das Spielen beigebracht haben. Im
Jahr 1888 erhielt er ein " Presentation-Conn-Cornet " von der Stadt
Elkhart geschenkt, das angeblich 1.000 Dollar wert sein sollte und dessen
Gravur zwei Monate dauerte. In einer Anzeige von 1887 heißt es, dass das
Conn Wonder Solo Modell mit dem " Theodor Hoch-Patent-
Schalldämpfer" verkauft wird. Mother's Heart ist ein sehr
volksmusikalisch angehauchtes Werk, das den geneigten Zuhörer in die
Berge versetzt und Gebrauch macht von einer weiteren Erfindung gegen
Ende des 19. Jahrhunderts, dem Echo-Cornet. Durch das Anbringen eines
zweiten, gedämpften Schalltrichters, den man mit einem vierten Ventil
blitzschnell dazu schalten kann, wird ein Echo-Effekt simuliert. Das
Cornet ist einen Ton tiefer als üblich in As gestimmt. Der Grund war, dass
im originalen Koffer mit allem Zubehör sich auch ein As-Bogen befand.
Da ich keine Solostücke in dieser Stimmung kannte, habe ich das Stück
einfach einen Ton tiefer gesetzt. Eine Woche, nachdem ich fertig war,
schickte mir eine Kollegin die Noten für "Gruss an die Waldesrose", ein
Stück von Julius Kosleck für Echo-Kornett in As. Dieses kann man sich
auf Helen Barsbys CD " Auf den Spuren von Julius Kosleck" anhören.
Die Widmung " To my dear friend Carl Fischer " ist für seinen Verleger
gedacht, ein Bruder des Bremer Musikalienhändlers August Emil Fischer,
der 1872 eine Werkstatt in New York eröffnete, daher auch der englische
Titel.
Verwendetes Instrument:
Echo-Cornet in As, Jerome Thibouville, Paris
Instrumente der Firma Thibouville wurden in Deutschland z.B. von
Eduard Seifert, dem Solo-Trompeter der Dresdener Hofkapelle gespielt.
Er war, wie auch Oskar Böhme, Schüler von Christian Ferdinand
Weinschenk, der wiederum bei Ernst Sachse gelernt hat.
Böhme lernte bei seinem Vater Heinrich Wilhelm Böhme, der Trompeter und Kornettist der Knappschaftskapelle der Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerke war. Von 1885 bis 1894 tourte er bereits als Solist durch Europa. In dieser Zeit studierte er auch Komposition am Hamburger Konservatorium und in Berlin. Danach war er, zusammen mit seinem Bruder Willi, bis 1896 Mitglied des Opernorchesters in Budapest. Er kehrte nach Deutschland zurück, studierte in Leipzig Musiktheorie, Komposition und Klavier.1898 ging Böhme nach Sankt Petersburg, wo er im September 1902 als Kornettist in das Orchester des Marinskij-Theaters aufgenommen wurde, der Kaiserlichen Oper. 19 Jahre spielte Böhme im Orchester der Petersburger Oper, ab 1916 als Solist. Kurz nach Kriegsbeginn wurde er Ehrenbürger von Sankt Petersburg. Die Machtergreifung der Bolschewiki zwang ihn dazu, seinen Abschied vom Marinskij-Theater zu nehmen. Nach 1921unterrichtete er an der Rimski-Korsakow-Musikschule in Leningrad. Von 1930 bis 1934 war er Orchestermitglied des Großen Dramentheaters, des späteren Gorki-Theaters. Seine wichtigsten Werke sind das Trompeten Konzert Op.18 in E-Moll von1899 ( das einzige authentische Trompetenkonzert der romantischen Ära ) und das Sextett Es-Moll für Blechbläser-Ensemble („Trompeten-Sextett“) Op.30 von 1907. Böhme spielte ein Courtois Cornet á Pistons, viele seiner Werke sind bei Julius Zimmermann in St. Petersburg verlegt.
Verwendetes Instrument:
Kreuzkornett in Es, Robert Barth Stuttgart um 1900
Barth, Musikus und Metallblasinstrumentenmacher, stammte ursprünglich aus Markneukirchen und siedelte sich 1858 in Stuttgart an, keine 20 km entfernt von Franz Schediwy in Ludwigsburg. Dieses Kornett ist in seiner Bauart quasi identisch mit dem von Schediwy. In einem seiner Inserate steht zu lesen: Königlicher Hoflieferant, spezielle Künstler-Pistons- und-Hörner nach eigener verbesserter Konstruktion.
Über Wiggert ist leider nur wenig bekannt.
Er war von 1904-1916 Trompeter in der
Königlich musikalischen Kapelle in
Dresden (heute Sächsische Staatskapelle)
und damit ein Kollege des berühmten
Eduard Seifert, der auch der " Unfehlbare "
genannt wurde.
Verwendetes Instrument:
Kreuzkornett in C mit B-Bogen. Franz Schediwy Ludwigsburg um 1900
Oben rechts die zwei Möglichkeiten, die Grundstimmung des Kornetts zu
verändern: entweder das Mundrohr verlängern ( Schweineschwänzchen ) oder
den Hauptstimmzug wechseln.
Verwendetes Instrument:
Kornett in B mit Federspanner Julius Heinrich Zimmermann Leipzig Ende 19. Jahrhundert.
Oben rechts der Federspanner, auch Spannkreuz genannt, eine Einrichtung mit der man
mit Hilfe kleiner Rädchen die Stärke der Federn individuell einstellen kann.
Ein Blick in Zimmermanns Werkstatt und den Katalog von 1908
Verwendetes Instrument:
Kreuzkornett in B ( Modell Schediwy ) Leopold Mitsching, Elberfeld Anfang 20. Jahrhundert.
Die Signale zu Anfang und am Schluss sollen aus der Ferne gespielt
werden. Wir haben das hier simuliert, indem wir sie in das geöffnete und nicht gedämpfte Klavier gespielt haben. Das Stück kombiniert diese
Signale mit einer romantischen Melodie.
Der Trompeter, Kornett-Solist, Komponist und Dirigent Willy Brandt wurde vom Hofkapellmeister Zimmermann in Coburg ausgebildet. Mit achtzehn Jahren war er schon ein fertiger Virtuose. Mindestens zwei Sommersaisons (1887 und 1888) verbrachte er im Kurorchester Bad Oeynhausen, keine 5 km entfernt von meinem Arbeitsplatz, der Musikschule in Löhne. Ende September brach er dann jeweils nach Helsinki auf, um im dortigen Orchesterverein als "1. Trompeter und Solist" tätig zu sein. Am 3. September 1890 erschien Brandt zum Probespiel für eine ausgeschriebene Stelle als 1. Trompeter im Opernorchester des Bolschoitheaters in Moskau - einige Minuten zu spät, die Stelle war schon vergeben. Weil er von so weit her kam, wurde es ihm erlaubt, fünf Minuten lang vorzuspielen. Seine Wiedergabe einer Arban- Etüde war so glänzend, dass die Kommission ihn als "Star" erkannte und, um einen so bedeutenden Musiker nicht zu verlieren, ihm vorübergehend eine vakante Kontrafagott-Stelle anbot. Wenig später erhielt er die
begehrte Trompetenstelle. In Moskau nahm Brandt, der immer mit "Willy" unterschrieb, die Vornamen Wassily Georgiewitsch an. Sein Verleger Julius Heinrich Zimmermann nannte ihn allerdings 1910 wieder "Willy Brandt". 1899 erhielt Brandt eine Professur am Moskauer Konservatorium. Neben seiner Orchesterstelle und der Professur leitete
Brandt auch das Blasorchester der Alexandrowsky-Militärschule. Sein wichtigster Schüler, mit dem er auch im Bolschoi-Blechbläserquartett spielte, war wohl Mikhail I. Tabakow (1877-1956). Bis 1912 gab es in ganz Rußland nur die beiden Musikhochschulen in St. Petersburg und Moskau, die 1862 und 1866 von den Gebrüdern Rubinstein gegründet worden waren. Erst 1912 kam eine dritte in Saratow (im Wolgagebiet) hinzu. Für dieses Institut wurden Professoren ernannt, unter ihnen Brandt. Dort leitete er auch das Symphonieorchester der Hochschule. Sein Mundstück trug er immer in der Westentasche und, wie Herbert L. Clarke, übte er den Zungenschlag "trocken", beim Gehen auf der Straße. Er genoß
den liebevollen Respekt seiner Schüler, nach seiner Aussage sollte ein Orchestermusiker immer drei Gegenstände bei sich haben: "einen Bleistift, einen Radiergummi und ... einen Korkenzieher!" Brandt spielte alles auf einer deutschen B-Trompete von Heckel. Als Kornettist benutzte er ein " Model Courtois " von J.H. Zimmermann, St. Petersburg. Dieses
Instrument, das sich als Ruine erhalten hat, ist heute im Trompetenmuseum Bad Säckingen zu bestaunen. Seine Kompositionen "Ländliche Bilder" für 4 Kornette, die beiden Konzertstücke für Kornett und Klavier sowie eine Konzert-Polka und eben unser Wiegenlied sind alle wiederverlegt und werden auch heute noch gerne gespielt.
Verwendetes Instrument:
Kornett in As von Ackermann & Lesser Dresden
Ende 19. Jahrhundert.
Holzdämpfer wie er um 1900 gebräuchlich war.
Bolschoi Brass Quartet mit
Willy Brandt hinten links.
Die Firma Ackermann & Lesser wurde 1880 in Dresden gegründet mit den Abteilungen Blasinstrumentenbau, Musikalienhandel und eigener Verlag.
Die verwendeten Mundstücke sind Originalmundstücke aus dem 19. Jahrhundert. Einige sind namenlos, lassen aber durch Form und Material auf die Herkunft schließen. Das meistverwendete ist ein von Leopold Mitsching in Elberfeld gebautes "Allround-Kornett-Mundstück", für die zarte Seite des Instrumentes wird ein besonders tiefes Mundstück von:
Couesnon & Cie 94 Rue D'Angouléme Paris No 2 EMBOUCHURE RAYÉE GUILBAUT Bte. S.G.D.G benutzt.
Courtois
Couesnon
Mitsching
Namenlos,
Klappenhorn
Namenlos,
Posthorn